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Wie Wildblumen schlechte Zeiten und Durststrecken überstehen

NABU-Frühjahrstipp zum Frühlingsanfang: Vom öden Rasen zur blühenden Wiese für Insekten, Vögel, Igel & Co.

Bild: stock.adobe.com/Georg Kippes

Mit der warmen Frühlingssonne beginnt, passend zum kalendarischen Frühlingsanfang, der Rasen wieder auszutreiben. Dann dauert es nicht lange, bis die ersten ohrenbetäubenden Rasenmäher die Nachbarschaft aufschrecken. Als entspannte Alternative für Naturgartenfans - und alle, die Corona-bedingt viel Zeit zuhause verbringen und Lust auf ein Gartenprojekt haben - empfiehlt der NABU das Anlegen einer Wildblumenwiese. Auf dieser sind meist nur die Bienchen fleißig. Sie muss nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht oder gesenst werden, blüht bunt und bietet Nahrung sowie Lebensraum für viele Insekten und andere Tiere.
 
Wildblumen sind sehr widerstandsfähig: Im Gegensatz zu einjährigen Pflanzen gehen nicht alle Samen gleich im ersten Jahr auf, sondern schlummern als "Samenbank" im Boden und warten auf den richtigen Moment. Damit sind sie gut an den Klimawandel angepasst, während empfindliche Rasenflächen ohne Wasser in trockenen Sommern verdorren. Die Samen mehrjähriger Wildblumen, wie der Roten Lichtnelke, des Natternkopfes oder der Wiesenwitwenblume, werden durch Wärme und Regen aktiviert, keimen, wachsen und lassen Flächen nach Dürreperioden frisch erblühen.
 
In wenigen Schritten vom Rasen zum Blütenmeer
Eine Wildblumenwiese anzulegen, ist gar nicht so schwer. Dafür braucht man neben etwas Platz und einer passenden Samenmischung nur ein wenig Zeit und Geduld. Wer keinen Garten hat, kann die Blumensamen auch in einen größeren Topf einsähen. Auch blühende Inseln im Rasen sind ein guter Start. Stellen mit nacktem, unbewachsenem Boden werden dafür mit einer Wildblumensaat bestreut oder mit Kräutern bepflanzt. Alternativ lässt sich der eintönige Rasen aufpeppen, indem man Gänseblümchen und Co. die Chance zum Blühen gibt. Dafür wird die Fläche seltener gemäht und das Schnittgut stets abgeräumt. Die Düngung wird eingestellt, damit der Nährstoffgehalt im Boden sinkt, was oft die Blumenvielfalt fördert.
 
Für eine großzügige Wildblumenwiese wird die Grasnarbe an einem sonnigen, nährstoffarmen Standort komplett entfernt. Wo der Boden zu viele Nährstoffe enthält, kann Sand oder feiner Kies untergemischt werden. Vor dem Einsäen alle unerwünschten Wurzel- und Samenwildkräuter, wie Ampfer, Quecke, Distel oder Winde, entfernen. Anschließend wird die Erde feinkrümelig gelockert und geebnet. Die Samen werden mit Sand gestreckt und breitwürfig von Hand ausgesät. Da es sich bei den meisten Wildpflanzenarten um Lichtkeimer handelt, das Saatgut nicht in den Boden einarbeiten, sondern nur walzen. Wenn die Wettervorhersage einige regnerische Tage ankündigt, ist der beste Zeitpunkt für die Einsaat. Die Wildpflanzen benötigen für ein optimales Wachstum mindestens vier bis sechs Wochen durchgehende Feuchtigkeit. Nach der Einsaat sollte die Fläche regelmäßig auf unerwünschte Wurzel- oder Samenwildkräuter hin kontrolliert werden. Diese oft konkurrenzstarken Arten, wie Weißklee, Zaunwinde, Gänsedistel oder auch der Löwenzahn, sollten entfernt werden, damit sie sich nicht ausbreiten und die Blumenvielfalt zunichtemachen.
 
In einem Video, verfügbar unter www.blühendegärten.de, zeigt der NABU Baden-Württemberg die einzelnen Schritte vom öden Rasen zur bunten Wiese. Hier gibt es auch weitere Informationen zur naturnahen Gartengestaltung. Weitere Tips unter www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/grundlagen/elemente/22377.html.
 
Arbeitsgeräte und Samen auswählen
Spaten, Rechen, Rasenwalze und Gießkanne sind die benötigten Arbeitsmittel. Bei größeren Flächen bietet sich eine Fräse an. Das Saatgut entscheidet über den ökologischen Wert der Wiese. Damit die als "bienenfreundlich" deklarierte Saatmischungen hält, was sie verspricht, sollte sie sorgfältig ausgewählt werden. Sonst bleiben einige Wildbienenarten hungrig zurück, die auf spezielle heimische Futterpflanzen spezialisiert sind. Die Blühmischung sollte viele verschiedene Wildblumensamen enthalten und regional angepasst sein. Der NABU empfiehlt, beim Samenkauf auf mehrjährige, gebietsheimische Arten, möglichst aus ökologischem Anbau, zu achten. Einige Anbieter insektenfreundlicher, heimischer Wildpflanzen finden Sie unter www.NABU.de/saatgut.
 
Für die Mahd eignen sich, je nach Witterung und Region, die Monate Juni/Juli und der Oktober. Wird gar nicht oder häufiger als ein bis zwei Mal pro Jahr gemäht, geht die Artenvielfalt verloren. Das Schnittgut wird entfernt, damit dem Boden keine weiteren Nährstoffe zugefügt werden. Damit darin lebende Tiere auf eine Nebenfläche umziehen können, sollte die Wiese in Etappen, mit einwöchigen Pausen dazwischen, gemäht werden. Ein Teil der Wiese kann bis zum Frühjahr des Folgejahres stehen bleiben, da manche Insekten in den Stängeln verblühter Stauden überwintern. Die Samen der Stauden sind zudem eine nahrhafte Futterquelle für Vögel.
 
Zehn empfehlenswerte Nahrungspflanzen für Insekten:
Gewöhnlicher Natternkopf, Gewöhnlicher Hornklee, Glockenblumen in verschiedenen Arten, Moschus-Malve, Schafgarbe, Wegwarte, Wiesen-Bocksbart, Wiesenflockenblume, Wiesensalbei, Wilde Möhre


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