Körpersprache verstehen: Was will mir mein Stubentiger sagen?
Menschen, die mit einer Katze leben - und das sind betrifft ein Viertel aller Haushalte in Deutschland - haben bestimmt schon diese Erfahrung gemacht: Der Stubentiger reibt seinen Kopf am Bein, schnurrt, lässt sich auf den Schoß nehmen und streicheln, doch nur Sekunden später bewegt sich eine Pfote blitzschnell in Richtung Hand: Kratzalarm! Was die Katze gerade stört – eine Berührung an der falschen Stelle oder das Streicheln überhaupt – bleibt für den Menschen oft ein Rätsel.
Klar: Wenn Simba die Ohren anlegt und mit dem Schwanz zuckt, ist Vorsicht geboten. Auch Lillys „Katzenbuckel“ ist eine sehr auffällige Warnung. Aber die Körpersprache von Felis catus lässt sich nicht immer so leicht deuten. „Eine schnurrende Katze bringen wir mit Entspannung und Wohlbefinden in Verbindung, aber das Schnurren kann auch Stress oder Schmerzen als Auslöser haben“, erklärt Selina Zang, Fachreferentin für Heimtiere beim Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF).
Miauen zum Beispiel kann bedeuten, dass die Katze in Spiellaune ist, möglich ist aber auch, dass sie mit diesen Lauten Hunger oder Schmerzen ausdrückt. Oder ist ihr langweilig? Spielzeuge, wie sie der Zoofachhandel in vielen Varianten anbietet, sorgen hier für die nötige Abwechslung. Die meisten Katzenhalter können die Signale ihrer Samtpfoten erst mit der Zeit richtig, dann aber intuitiv einschätzen. Liegt die Katze auf dem Rücken, weil sie entspannen oder spielen möchte? Ein weiteres signifikantes Zeichen ist die Stellung der Ohren: Bei Angst etwa legen Katzen die Ohren an den Kopf an. „Mit ihren Pupillen, die sie unabhängig vom Lichteinfall verengen kann, bringt die Katze unter Umständen eine aggressive Stimmung zum Ausdruck.“ Die Tierexpertin rät, die vielfältigen Signale der Katze nicht einzeln zu beachten.
„Die Kombination von Ohren, Schwanz, Augen und Haltung des Körpers ist entscheidend, um nicht nur die Sprache der Katze zu verstehen, sondern auch ihr Tierwohl immer im Blick zu haben.“ Wenn eine Katze neu zuhause einzieht, ist es besonders wichtig, sich mit ihrer Gestik und Mimik vertraut zu machen. In etwa einem Drittel aller Haushalte mit Katzen leben Kinder, die lernen müssen, die Gefühle und Stimmungen der Tiere zu respektieren. „Viele Katzen wollen nicht ständig angefasst werden. Das kann genauso Stress auslösen wie laute Musik und Lärm“, macht Selina Zang deutlich.
Eltern sollten klare Regeln für den Umgang aufstellen - wie zum Beispiel: „Wenn die Katze schläft oder frisst, darfst du sie nicht stören.“ Dass auch Erwachsene ihren Katzen nicht immer mit Respekt begegnen, ihr Wohlbefinden missachten oder gefährden, zeigen die sozialen Medien, in denen Fotos und Videos von Heimtieren zu den beliebtesten Inhalten zählen. Da werden Katzen in vermeintlich lustigen Challenges absichtlich erschreckt, in stressige oder Angst auslösende Situationen gebracht.
Die Körpersprache einer Katze, die panisch in die Luft springt und wegrennt, sollte hier jeder verstehen. ZZF-Präsident Norbert Holthenrich appelliert, explizites Tierleid und respektlosen Umgang nicht in den sozialen Medien zu multiplizieren. „Wer sieht, dass Katzen nicht tiergerecht behandelt werden, sollte das Foto oder Video nicht liken, nicht kommentieren und nicht teilen, sondern bei der jeweiligen Plattform melden.“