Aktion „Königsbiene“: Königsbronner Modell für Artenvielfalt vorgestellt
Bis es Lösungen auf Landes- oder höheren Ebenen gäbe, habe man in Königsbronn nicht warten wollen, äusserte sich Bürgermeister Michael Stütz am Weltbienentag (20.Mai) bei der Vorstellung des Projektes „Königsbiene“ in der Königsbronner Hammerschmiede. Stütz stellte das sorgfältig entwickelte Königsbronner Modell zur bürgerschaftlichen Stärkung der Artenvielfalt vor rund 20 Personen vor – Gemeinderäte, begleitende Projektpartner, Kreisdezernent für Umwelt und Ordnung, Michael Felgenhauer in Vertretung von Landrat Peter Polta, Vertretung aus der Landesregierung, Presse. Die „Königsbiene“ sei als Daueraufgabe konzipiert. Regina Zeeb, Diplom-Geografin und Geschäftsführende Gesellschafterin des Planungsbüros Zeeb & Partner, stellte die in jeder Hinsicht ansprechende und durchdachte Webpräsenz des Projekts vor: www.aktion-koenigsbiene.de.
Die drei Säulen des Königsbronner Modells
Manch konventionellem Ansatz zum Artenerhalt kann Bürgermeister und Kreisforstmeister Michael Stütz nichts abgewinnen, blühbegrünte Verkehrsinseln oder Blühstreifen in Verkehrsnähe beispielsweise. Anfliegende Insekten würden auf den Alibiflächen eher durch den unmittelbaren Verkehr gefährdet als gefördert. Das Königsbronner Modell stützt sich dagegen auf drei kraftvolle Säulen:
Die Bürgerschaft
soll zum einen gewonnen werden, im jeweiligen Garten ein Areal von etwa zehn bis zwanzig Quadratmetern für bienenfreundliche Pflanzen einzurichten. Auch auf den Balkonen kann bienenfreundlich gepflanzt werden. In Königsbronn würde dies – wenn sich alle Bürger beteiligten - zwei bis drei Hektar bienenfreundliches Gebiet bedeuten. Auf Erfahrungsaustausch unter Bürgern wird dabei gesetzt: als beratende Ansprechpartner für die Königsbienen-Bürger konnten der Schwäbische Albverein und der Obst- und Gartenbauverein gewonnen werden. Mitmachen ist alles.
Die Landwirtschaft
Das neue landwirtschaftliche Produkt „Artenvielfalt“ soll etabliert werden, damit sich engagierende n Landwirten kein finanzieller Nachteil entsteht. „Ohne sie geht es nicht,“ erklärt Michael Stütz. „Wir müssen in die Fläche gehen!“ Die Ausgleichszahlungen sollen sowohl durch private Spenden als auch die Kommune als Vertragspartner gewährleistet werden. Von der Gesetzgebung wünscht man sich mehr Flexibilität für die Landwirte, denen Flächennutzung oft in Bezug auf betriebserhaltende Zuschüsse metergenau vorgeschrieben wird.
Gemeindeeigene Maßnahmen
laufen bereits seit längerem. Testblühstreifen wurden von Bauhofmitarbeitern angelegt. Aus den Erkenntnissen konnte eine eigene „Königsbronner Mischung“ für bienen- und insektenfreundliche Blühsaat erstellt werden. 4.500 der Saattütchen sollen samt Infomaterialien demnächst in alle Königsbronner Haushalte verteilt werden. Weitere Multiplikatoren konnten für die Zusammenarbeit gewonnen werden: Vereinsvertreter, Imker, Landwirte, der Forst, die Zukunftsoffensive, inhaltlich bewanderte Privatpersonen. „Wir hoffen, dass das Beispiel Königsbronn vielleicht auch Schule macht,“ sagt Michael Stütz.
Im „Bienenstock“ summt und brummt es
www.aktion-koenigsbiene.de. - Im „Bienenstock“, wie Regina Zeeb die alles verbindende Webseite der Aktion „Honigbiene“ metaphorisch nennt, summe und brumme es bereits. „Bürger können sich zum Schutz der Arten virtuell versammeln,“ so Zeeb. Sich treffen, informieren, austauschen, vernetzen, gemeinsam Hand anlegen für die Artenvielfalt. Die Königsbienen-Bürgerplattform bietet bereits wichtige Inhalte und Videobeiträge von Kooperationspartnern mit wertvollen Tipps zur und Fachinformationen für eigene Artenschutz-Projekte. Jeder Bürger ist aufgerufen, aktiv zu werden. „Wir hoffen, dass möglichst viele mitmachen,“ unterstreicht Zeeb. „Wir müssen den nachfolgenden Generationen eine intakte Natur hinterlassen,“ motiviert Michael Stütz. Die geplante große Auftaktveranstaltung mit Workshops und Vorträgen soll pandemiebedingt nachgeholt werden.
Projekt-Motivation
2020 erhielt die Projektplanung wissenschaftlich fundierten Rückenwind: Das Landesumweltministerium BW veröffentlichte das Ergebnis einer fünfzigjährigen Untersuchung am Insektenbestand im Land: Der Bestand verringerte sich in diesem Zeitraum um 97 Prozent. Stütz bezeichnete dies als „katastrophale Entwicklung – Auch im Hinblick auf Bienensterben, Wildvögel, die nicht mehr genug Nahrung finden, die anwachsende Weltbevölkerung, die auch durch die Insektenbestäubung ernährt werden will. „Wir wollen nicht Angst machen, wir wollen nur wachrütteln!“, erklärt Michael Stütz.
Daniela Stängle