Nabu ruft wieder auf zur großen Vogelwahl

NaBu 122
Fünf Kandidaten bewerben sich im Rennen um den Vogel des Jahres 2023. Bis einschließlich Donnerstag, 27.Oktober kann abgestimmt werden.
HÜBSCHER VOGEL MIT SCHLECHTER REPUTATION: Dem Neuntöter wurde vom Volksmund der Ruf eines Serienkillers verpasst.

HÜBSCHER VOGEL MIT SCHLECHTER REPUTATION: Dem Neuntöter wurde vom Volksmund der Ruf eines Serienkillers verpasst.

Bild: Mathias Schäf

Seit Anfang September lassen der Nabu und sein bayerischer Partner Landesbund für Vogelschutz (LBV) den Vogel des Jahres wieder öffentlich wählen. Jeder kann mitbestimmen, wer Jahresvogel 2023 wird. Mehr als 300 Vogelarten leben in Deutschland.

Die Vogelfachleute des Nabu haben wieder fünf Arten ausgesucht, unter denen abgestimmt werden kann: Braunkehlchen, Feldsperling, Neuntöter, Teichhuhn und Trauerschnäpper. „Sie alle stehen für Naturschutzthemen, die dringend mehr Aufmerksamkeit brauchen und die sich auch in den Arbeitsschwerpunkten des Nabu in Baden-Württemberg widerspiegeln“, erläutert der Fachbeauftragte für Vogelschutz Stefan Bosch. „Klimakrise, Insektensterben, intensive Landwirtschaft und der Verlust von naturnahem Grün bedrohen die Bestände zahlreicher Vogelarten.“

 

Fünf Kandidaten – fünf Naturschutzthemen

Der Trauerschnäpper ist, anders als sein Name vermuten lässt, ein fröhlicher Luftakrobat. Er fängt sein Futter im Flug, doch Insekten gibt es immer weniger. Außerdem hat er ein Zeitproblem: Weil der Frühling durch die Klimakrise immer früher beginnt, geht der Trauerschnäpper oft leer aus bei der Suche nach Bruthöhlen.

Kehrt er aus seinem Winterquartier südlich der Sahara zurück, sind viele Baumhöhlen und Nistkästen schon besetzt. In Baden-Württemberg gilt der Trauerschnäpper als stark gefährdet. Es gibt noch knapp 3000 Brutpaare, schwerpunktmäßig an Rhein, Neckar, Donau und Bodensee. Dem Neuntöter hat der Volksmund das Image eines Serienkillers verpasst. Das liegt am speziellen Umgang mit seiner Beute: Er spießt Käfer, Heuschrecken und Hummeln an Dornen und Stacheln von Sträuchern und Hecken auf, um sie später zu verzehren. Trotz dieser klugen Vorratshaltung hat der Neuntöter immer weniger zu picken. Das liegt am immensen Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, einer der Hauptursachen für den Insektenschwund.

Trotz erheblicher Rückgänge an Bodensee und Donau kommt der Neuntöter noch landesweit vor mit einem Bestand von bis zu 12000 Brutpaaren. Das Teichhuhn hält sich am liebsten im geschützten Uferdickicht stiller Gewässer auf. Solche grünen Ufer werden jedoch immer weniger: Schilf, Büsche und Bäume müssen oft zubetonierten oder kahlen Flächen weichen, Flüsse werden begradigt.

Noch brüten etwas über 2000 Paare im Südwesten. Das Braunkehlchen baut als Wiesenbrüter sein Nest am Boden. Damit hat es schlechte Karten, weil in der intensiven Landwirtschaft Wiesen häufig gemäht werden und Ackerflächen selten brach liegen.

Ungemähte Blühstreifen könnten dem Braunkehlchen sehr helfen. Es ist in Baden-Württemberg mit wenigen 300Brutpaaren stark gefährdet und kommt nur noch punktuell vor. Der Feldsperling war bei der vergangenen Wahl auf Platz vier gelandet und geht nun noch einmal ins Rennen. Er hat sich wie der Haussperling den Menschen angepasst und lebt häufig auch in unseren Siedlungen, in Gärten und Parks.

Der Feldsperling braucht bunte Grünflächen mit alten Bäumen und entspannte Gärtner, die es ein bisschen wilder im Garten mögen. Im Land sind zwischen 65000 und 90000 Brutpaare zuhause.

 

Info: Hier kann man mitmachen bei der Wahl zum Vogel des Jahres

Der Nabu hat das virtuelle Wahllokal eröffnet. Bis Donnerstag, 27.Oktober 12Uhr kann man abstimmen, noch am selben Tag wird der Sieger bekanntgegeben. Nähere Info und Abstimmung: www.vogeldesjahres.de.