Malte Gallée Wie es um die Geschlossenheit der EU in Krisenzeiten steht

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Der Steinheimer EU-Parlamentarier Malte Gallée besuchte die Müllhalde Dandora in Kenia. Seine Erlebnisse vor Ort schildert er mit eindringlichen Worten.
Auf der Müllhalde Dandora in Nairobi zeigt sich das komplette Ausmaß des globale Abfallproblems.

Auf der Müllhalde Dandora in Nairobi zeigt sich das komplette Ausmaß des globale Abfallproblems.

Bild: Adrian Amann

Vom politischen Aktivismus direkt in die aktive Politik – Der 29-jährige Malte Gallée aus dem Steinheimer Teilort Neuselhalden hat diesen Sprung geschafft. Seit Dezember 2021 ist er als Abgeordneter der Grünen im Europaparlament tätig. Neben seiner politischen Arbeit in Brüssel bereist er verschiedene Orte weltweit und gewinnt so neue Eindrücke von den Lebensrealitäten der Menschen, die hier in Europa kaum sichtbar sind. Eine seiner Reisen führte ihn auf die Müllhalde Dandora in Kenia.

Die ferne Dritte Welt

Auf der größten Müllhalde Nairobis, Dandora, beschäftigen sich täglich hunderte Menschen damit, den Abfall anderer zu trennen und durch den Verkauf von Plastik oder Metallen ihr tägliches Überleben zu sichern. Auf einer Fläche von 26 Hektar türmt sich hier der Abfall, während Mensch und Tier sich durch die riesigen Müllberge Nairobis kämpfen, um Verwertbares zu finden. Auch Kinder arbeiten auf dieser Müllhalde in Kenia. Malte Gallée stand auf einem dieser Berge: "Wenn man sich auf so einen Müllberg stellt und mit den Menschen spricht, kann einem nur übel werden. Es gibt keinerlei soziale oder gesundheitliche Absicherungen.

Bisweilen laufen dort bis zu 800 Menschen zwischen Bulldozern auf den Müllkippen herum", erzählt er. Die Folgen für Mensch und Umwelt sind weitreichend und besorgniserregend zugleich. Neben den schlechten Arbeitsbedingungen sind auch die gesundheitliche Belastung und die Umweltschäden frappierend. "Der Müll ist komplett verseucht und es entstehen chemische Gase, die sich entzünden können. Es brennt ständig, und die Menschen atmen giftige Stoffe ein." Dies hat zur Folge, dass die Lebenserwartung in Kenia im Durchschnitt lediglich bei 40 Jahren liegt.

Malte Gallée ist überzeugt, dass sich dies relativ einfach ändern ließe. Schon allein für die Menschen in Nairobi würde es einen großen Unterschied machen, wenn die Hersteller von Verpackungen darauf achten würden, sie nicht länger mit giftigen Stoffen herzustellen. Diese Themen müssten sowohl von den Staaten selbst als auch von der EU angegangen werden, erklärt das jüngste deutsche Mitglied des Europäischen Parlaments.

 

Europa im Geiste des Aktivismus

Auf die Frage, wie vereint die Europäische Union sei und ob es angesichts all der großen Herausforderungen wie der Klimakrise oder dem Umweltschutz nicht zu größeren Differenzen zwischen den vielen Nationen und politischen Strömungen komme, überraschen die Eindrücke des Parlamentariers beinahe schon. "Ein sehr starkes Bewusstsein für die bevorstehenden Aufgaben ist bei vielen Abgeordneten spürbar. Die meisten haben erkannt, dass wir mit unserem Planeten nicht so weitermachen können wie bisher. Und das verdanken wir dem Engagement der Zivilgesellschaft. Also denen, die auf die Missstände lautstark und sichtbar hinweisen, wie beispielsweise 'Fridays For Future'."

 

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