Home Office: auch künftig wollen viele Beschäftigte daheim arbeiten

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Laut einer von der Krankenkasse DAK-Gesundheit in Auftrag gegebene Studie hat sich der Home Office-Anteil unter den Beschäftigten während der Pandemie verfünffacht.
ARBEITEN VON DAHEIM AUS: Auch in Zukunft für viele Arbeitnehmer eine Perspektive.

ARBEITEN VON DAHEIM AUS: Auch in Zukunft für viele Arbeitnehmer eine Perspektive.

Bild: iStock/Eva-Katalin

43 Prozent der Beschäftigten in Baden-Württemberg war während der zweiten Corona-Welle im Februar 2021 im Home Office – bei hoher Arbeitszufriedenheit und Produktivität. Verglichen mit dem Stand vor der Pandemie ist das eine Verfünffachung beim regelmäßigen oder täglichen Home Office.
 
Mit Blick auf das Ende der Pflicht am 1. Juli ist bemerkenswert, dass viele nicht zurück ins Büro wollen – zumindest nicht komplett. 56 Prozent können sich vorstellen, in Zukunft mindestens die Hälfte ihrer Zeit von zu Hause aus zu arbeiten. Das zeigen Daten aus der Home Office-Studie der DAK-Gesundheit mit repräsentativen Befragungen vor und während der Corona-Krise.
 
Den großen Schub hat das Home Office bereits in der ersten Pandemie-Welle erfahren, lange bevor die Corona-Arbeitsschutzverordnung im Januar 2021 in Kraft trat.
 
Für die Home Office-Studie wurde im Februar 2021 eine für BadenWürttemberg repräsentative Stichprobe von 1000 erwerbstätigen Menschen befragt, von denen über 700 bereits bei Erhebungen im April/Mai 2020 und im Dezember 2019 dabei waren. Vor der Pandemie waren in Baden-Württemberg nur neun Prozent mehrmals pro Woche im Homeoffice.
 
Doch in der ersten Corona-Welle hat sich ihr Anteil verfünffacht: Im April und Mai 2020 war fast jeder und jede Zweite regelmäßig von zu Hause aus tätig. Vor der dritten Pandemie-Welle ändert sich dann trotz Home Office-Pflicht kaum noch etwas. Nach ihren Wünschen befragt, will fast die Hälfte der Beschäftigten mit Home Office-Erfahrung (46 Prozent) auch in Zukunft mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit im Home Office arbeiten. Hinzu kommen zehn Prozent, die fast gar nicht mehr ins Büro möchten. „Das Home Office ist mittlerweile bei den Arbeitnehmern fest etabliert. Sie haben gemerkt, wie gut es sich in den eigenen vier Wänden arbeiten lässt“, sagt Siegfried Euerle, Landeschef der DAK-Gesundheit in Baden-Württemberg.
 
Produktivität im Home Office hoch
In Baden-Württemberg sagen 86 Prozent der Männer und Frauen im Home Office, dass sich grundsätzlich dafür geeignete Aufgaben hiergenauso gut erledigen lassen, wie am normalen Arbeitsplatz.
 
Auch nach Monaten zu Hause sind sie mit diesem Modell weiterhin sehr zufrieden: Sieben von zehn empfinden sich sogar als produktiver und nehmen die Arbeit angenehmer wahr als im Büro. Was die Beschäftigten vor allem schätzen, ist der Zeitgewinn, weil der Weg zur Arbeit wegfällt (77 Prozent). Die Aufgaben lassen sich auch gezielter über den Tag verteilen (72 Prozent) und sehr viele können Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren (88 Prozent).
 
Hohe Home Office-Kompetenz
Insgesamt haben die Menschen in Baden-Württemberg mittlerweile viel digitale Erfahrung gesammelt und besitzen nach eigener Einschätzung mehrheitlich eine gute Kompetenz für das Home Office. Sie geben ihrem Arbeitstag eine klare Zeitstruktur, legen Beginn und Arbeitsende klar fest, richten sich Pausen ein und halten virtuell persönlichen Kontakt mit ihrem Team.
 
Allerdings zeigt die Studie auch, dass eine Minderheit von vier Prozent über keine einzige der genannten Strategien verfügt. Auch wenn parallel zur Heimarbeit Kinder zu betreuen sind, ist es für die Betroffenenschwerer. 42 Prozent der Beschäftigten mit Kindern unter achtzehn Jahren sagen, sie seien häufig abgelenkt.
 
Zudem bekommt die große Mehrheit von ihrer Firma nur einen Laptop und hat deshalb daheim eine ergonomisch unzureichende Ausstattung. Fachleute empfehlen zumindest eine Trennung von Bildschirm und Tastatur und eine externe Maus, um Verspannungen vorzubeugen.
 
Bewegungsmangel steigt
In der Studie der DAK-Gesundheit sagen 71 Prozent der Befragten, dass sie sich im Home Office weniger bewegen als vor der Pandemie – darunter sind 42 Prozent mit sogar „deutlich weniger Bewegung“. Bei etwa der Hälfte (54 Prozent) fehlt allein schon der Fuß- oder Radweg zur Arbeit. Bedingt durch die Pandemie seien auch Einkäufe und Besuche im privaten Umfeld seltener.
 
31 Prozent berichten, dass Alltagsaktivitäten wie Spazierengehen, Hausund Gartenarbeit oder Treppensteigen weniger werden. Auf die Frage nach Strategien, um den Bewegungsmangel auszugleichen, gibt nur etwa jeder und jede Zweite an, regelmäßig bewusst das Sitzen zu unterbrechen.
 
„Wir brauchen eine kluge Aufklärung über die drohenden Risiken und passende Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung. Das Home Office darf nicht zur Bewegungsfalle werden.“
 
PM/DAK-Gesundheit