Dischingen - eine Perle der Naherholung und Gemeinschaft

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Dischingens Bürgermeister Alfons Jakl im Ortsgespräch mit der Wochenzeitung Heidenheim.

Die östlichste Gemeinde des Landes Baden-Württemberg mit rund 4400 Einwohnern liegt mit dem Hauptort Dischingen und den Teilorten Ballmertshofen, Demmingen, Dunstelkingen, Eglingen, Frickingen und Trugenhofen auf den nordöstlichen Ausläufern der Schwäbischen Alb auf dem Härtsfeld und wird vom Donauzufluss Egau durchflossen.
Auf der Gemeindemarkung befinden mit insgesamt 17 Dörfern, Weilern, Höfen und Häusern zudem die Burg Katzenstein, das Schloss Duttenstein und das Schloss der Fürsten von Thurn und Taxis. Dischingen grenzt im Westen an die Gemeinde Nattheim, im Norden an die Stadt Neresheim. Die Nachbargemeinden Forheim, Amerdingen, Finningen, Mödingen, Ziertheim, Bachhagel und Zöschingen liegen im Bundesland Bayern. Die nächstgelegene Anschlussstelle an die A7 (Ausfahrt Heidenheim) befindet sich in zwölf Kilometern Entfernung.
Bis 1972 war Dischingen durch die Härtsfeldbahn (Aalen-Dillingen) an das Bahnnetz angebunden. Dischingen liegt an der Schwäbischen Albstraße und der Straße der Staufer.
Kulturell hat die Gemeinde einiges zu bieten: das Heimatmuseum Dischingen, das Schloss Ballmertshofen mit Bildergalerie und Museum, die Katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptist, die Kapelle Vierzehn Nothelfer, die Johannes-Nepomuk-Kapelle Iggenhausen, die Stauferburg Katzenstein, das ehemalige Fürstliche Forstamt, den Hochstatter Hof, Schloss Taxis, der Englische Wald und der Wildpark um Schloss Duttenstein.
Im Gespräch mit der Wochenzeitung stellt Bürgermeister Alfons Jakl (seit 2006 im Amt) vor, was ihn und seine Gemeinde derzeit am meisten bewegt:
WZ: Herr Jakl, wie geht die Gemeinde Dischingen mit der Coronazeit um?
Alfons Jakl: Die Anzahl der positiv Getesteten war bei uns auf die Einwohnerzahl bezogen relativ gering. Die Bürgerschaft und die fast hundert Vereine in der Gemeinde haben die notwendigen Maßnahmen wegen der Pandemie mit großem Verständnis aufgenommen und sich konsequent daran gehalten. Auch wenn das bei den Vereinen zum Teil die komplette Einstellung der Aktivitäten bedeutete. Auch die großen traditionsreichen Sommerfeste wie die Sichelhenke in Frickingen oder das Dorffest in Eglingen - alles abgesagt. Das fiel sicher keinem leicht. Doch die Sicherheit hat im Moment Vorrang. Einen Faschingsumzug wird es daher in der kommenden Saison sehr wahrscheinlich nicht geben. Die Sicherheit könnte dabei nicht gewährleistet werden. Die Garden proben allerdings nach wie vor für den Fasching und es besteht die Hoffnung, dass einzelne Veranstaltungen in der Halle stattfinden können - unter Einhaltung der Hygienevorschriften. Aus meiner Sicht ist es jedoch fraglich, ob dabei die richtige Stimmung aufkommt. Das Programm und die Tänze sind für diesen Fall vom Faschingsverein vorbereitet. Die Kinder freuen sich immer besonders auf die Veranstaltungen. Man muss die Entwicklung beobachten. Die Infektionszahlen steigen im Moment leider wieder. Bei VARTA musste bisher keine pandemiebedingte Kurzarbeit angemeldet werden, der Betrieb läuft weiterhin sehr gut.
WZ: Der staatlich anerkannte Erholungsort Dischingen hat im Juli den Bebauungsplan "Sondergebiet Härtsfeldsee" beschlossen. Auf welche Weise wird die landschaftliche Ressource Härtsfeldsee ausgebaut?
Alfons Jakl: Der Härtsfeldsee hat sich im Laufe der Jahre immer mehr zum beliebten Naherholungsgebiet entwickelt. Die drei Kilometer lange Strecke von Dischingen entlang der Egau bis zum See eignet sich für Familien und alle Generationen. Die Burg Katzenstein wirkt als zusätzlicher Anziehungspunkt. Ab Ende April 2021 wird die Härtsfeld Museumsbahn, die "Schättere" von Neresheim bis direkt an den Härtsfeldsee zum neuen Bahnhof "Katzenstein" fahren. Im September 2020 fällt der Startschuss für den Erweiterungsbau des vorhandenen Kiosks am Härtsfeldsee zum Ausflugslokal. Die bestehenden WC-Anlagen werden saniert; ein Anbau wird entstehen, mit einem Küchentrakt und einem Aufenthaltsraum für etwa 70 Personen. Der neue Kiosk soll neu verpachtet, ganzjährig bewirtschaftet werden und täglich geöffnet sein. Die Rohbau- und Zimmereiarbeiten sind bereits ausgeschrieben. Ende April 2021 ist die Inbetriebnahme geplant.
Zeitgleich mit der Einweihung des Bahnhofs "Katzenstein" und des neuen Kiosks sollen die Jubiläumsfestlichkeiten zu 50 Jahre "Gastliches Härtsfeld" stattfinden. Um auch Wohnmobilplätze innerhalb der neuen Planungen am Härtsfeldsee zu schaffen, traten kürzlich Investoren an den Wasserverband Egau heran. Der Vorstand des Wasserverbandes ist bereit, das Grundstück zu diesem Zweck zur Verfügung zu stellen. Ich denke, dass das Zusammenspiel dieser Neuerungen den Härtsfeldsee insgesamt aufwerten wird und zur Entwicklung des sanften Tourismus, den wir befürworten, beiträgt. Die Erweiterung kommt auch der Härtsfeld Museumsbahn und der Burg Katzenstein zugute. Familie Walter hat die Burg seither vorbildlich zum Besuchermagneten entwickelt. Auf Burg Katzenstein ist derzeit ein Hotel in mehreren Bauabschnitten in Planung. Es bewegt sich gerade einiges. 2020 möchten wir noch mit dem Bau des Radwegs zwischen Ballmertshofen und Bachhagel beginnen. Es handelt sich dabei um eine Maßnahme des Landes Baden-Württemberg, welche die Gemeinde Dischingen für das Land umsetzt. Dadurch wird über den Härtsfeldradweg eine Verbindung ins Brenztal geschaffen.
WZ: Wie entwickelt sich die Gemeinde Dischingen hinsichtlich ihrer Infrastruktur?
Alfons Jakl: Die Gemeinde hat in den vergangenen Jahren viel im Bildungssektor in Schule und Kindergarten investiert. Wir sind froh und dankbar, dass die Gemeinschaftsschule an der Egauschule sehr gut angenommen wird. Wir sind komplett zweizügig und haben den bisher höchsten Stand an Schülerzahlen. Durch die Möglichkeit, einen mittleren Bildungsabschluss absolvieren zu können, nützen immer mehr Schüler das Angebot in Dischingen. Es kommen auch Schüler aus Fleinheim, Nattheim; doch ein Großteil der auswärtigen Schüler kommt aus dem bayerischen Nachbarraum. Aktuell nutzen wir zwei Fachunterrichtsräume in der Sekundarstufe als Klassenzimmer. Dieses Jahr haben wir ein zusätzliches Klassenzimmer im Dachgeschoss der Grundschule in Betrieb genommen. Im Moment planen wir den Umbau eines ehemaligen Gymnastiksaals zum Betreuungsraum und sind an der Neugestaltung des Spielplatzes. Mittelfristig muss man an den Bau weiterer Räume denken sofern sich die Schülerzahlen so weiter entwickeln.
Im Kindergartenbereich erstellen wir eine neue Bedarfsplanung, da die Plätze im Hauptort alle belegt sind. Im vergangenen Jahr konnten wir eine Krippe in Ballmertshofen in Betrieb nehmen. Wir diskutieren gerade, ob wir für die Einrichtung in Frickingen eine Betriebserlaubnis als Ganztagsbetreuung beantragen. Ebenso diskutieren wir über die Einrichtung eines Waldkindergartens am Härtsfeldsee on top der Bedarfsplanung. Der Gemeinderat hat bereits ein geeignetes Waldstück besichtigt. Hinter der pädagogischen Idee würde ich voll und ganz stehen. Ein großes Ziel besteht aktuell im Rathausneubau auf dem Marktplatz, dabei soll auch der Marktplatz selbst noch besser zur Geltung kommen. Der Gemeinderat hat einen Architektenwettbewerb für zehn bereits ausgewählte Architekten beschlossen. Ziel ist es, bis Jahresende den Wettbewerb abzuschließen. Im Januar 2021 könnten wir dann den Förderantrag für den Ausgleichstock stellen.
Auch im Bereich der Gastronomie bewegt sich einiges. Der Q-Hof beispielsweise hat sich etabliert und das Sofa-Café ist ein gern besuchter Treffpunkt mit Livemusik. In der nächsten Zeit stehen uns u. a. Hallensanierungen in Eglingen und Dunstelkingen und der Ausbau der Ortsdurchfahrt Hofen ins Haus. Baugebiete versuchen wir in jedem Ort vorzuhalten: In Ballmertshofen und Demmingen wird gerade erschlossen. In Eglingen planen wir das Baugebiet "Im Brühl", in Dunstelkingen und Frickingen haben wir Baugebiete. In Dischingen gibt es gerade keine Baugebiete, doch wir arbeiten mit Nachdruck daran, Bauplätze auszuweisen, am Zwinkelweg ist ein Verfahren bereits angestoßen. Für ein weiteres laufen Grundstücksverhandlungen.
Das Mehrfamilienhaus mit Arztpraxis und Sozialstation feierte im August Richtfest. Den Friedwald Duttenstein konnten wir vergangene Woche einweihen. Das Thema Friedwald beschäftigt uns seit 2011. Der Ursprungsgedanke war, ihn im Englischen Wald einzurichten. In der Breitbanderschließung sind wir relativ weit. Die Bundesmittel sind für den weiteren Ausbau bewilligt. In den nächsten Jahren möchten wir 3,8 Millionen investieren. Die Teilorte sind teilweise noch besser versorgt als Dischingen selbst, deshalb wurde hier von der Telekom das Vectoring-Verfahren angeboten.
WZ: Was schätzen Sie besonders an der Gemeinde Dischingen? Was wünschen Sie der Gemeinde in den kommenden zehn Jahren?
Alfons Jakl: Den Zusammenhalt und die aktiv gelebte Dorfgemeinschaft schätze ich sehr, das ist etwas Besonderes und zeichnet uns aus. Mich freut, was die Vereine alles in großer Eigenverantwortung auf die Beine stellen und wie sie durch die Jugendarbeit und ihr Engagement die Gemeinde stärken. Viele Feste wie z. B. das Stadlfest in Demmingen oder die Sichelhenke in Frickingen sind bis über die Gemeinde- und Kreisgrenzen hinaus bekannt. Die Bulldog- und Schlepperfreunde haben sich in das Programm eingeklinkt. Auch unsere Feuerwehr ist personell sehr gut aufgestellt und ins Gemeindeleben integriert. Das rege Vereinsleben funktioniert sehr gut und unkompliziert. Das schmerzt dann schon, wenn durch Corona im Moment all diese Veranstaltungen abgesagt werden müssen. Wir versuchen als Gemeinde zu unterstützen und Mögliches möglich zu machen.
WZ: Herr Jakl, vielen Dank für das Gespräch.                dast