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Das Leben und der Sport mit Lippizaner-Pferden

Experten-Einblicke von Reiner Wannenwetsch in die Besonderheiten einer Rand- und Kultsportart.
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Das Leben und der Sport mit Lippizaner-Pferden prägen den Alltag von Karin und Reiner Wannenwetsch in Zang bis heute Foto: Daniela Stängle

Das Leben und der Sport mit Lippizaner-Pferden prägen den Alltag von Karin und Reiner Wannenwetsch in Zang bis heute Foto: Daniela Stängle

Foto: Daniela Stängle

Wenn sich die vertrauten Stimmen und Schritte von Reiner und Karin Wannenwetsch den Ställen auf dem Zanger Rainbauerhof nähern, können es die anmutigen Lippizanerstuten Pluto, Incitato und Malou kaum erwarten, bis der tägliche Ausritt, das Training oder die Ausfahrt mit der Kutsche beginnen.

„Sehen Sie, wie das Fell der Tiere glänzt und wie die trainierten Muskeln unseren Pferden eine besondere Schönheit geben,“ erklärt Pferdeflüsterer Reiner Wannenwetsch. „Für die körperliche wie geistige Gesundheit von Pferden ist die tägliche Bewegung wesentlich,“ gibt der Pferdekenner und langjährige internationale Kampfrichter im (Pferde-)Fahrsport zu bedenken.

Pferde begleiten den bis heute in Pferdefragen nachgefragten Pferdeexperten zeitlebens. „Ich bin mit Pferden aufgewachsen,“ berichtet Reiner Wannenwetsch stolz. „als Kleinkind saß ich auf dem Pferd noch bevor ich laufen konnte,“ lacht er.

 

Ob in der Vergangenheit bei Feldarbeiten oder zum Ausfahren von Kohle - Pferde gehören seit Generationen zum Leben der Familie, die seit fast 200 Jahren im Besitz des Hofes direkt am Dorfweiher ist.

Karin Wannenwetschs Kindheitstraum war das Reiten, den sie sich nach ihrer Ausbildung zur Bankkauffrau zu erfüllen begann und in Aufhausen reiten lernte.

Über die Liebe zum Pferd begegnete sich das Ehepaar in jener Zeit. Das Leben mit Pferden ist für beide Ehepartner Lebens-Leidenschaft. „Das geht nur gemeinsam,“ lächelt Karin Wannenwetsch.

„Das ist ein Vollzeitjob und viel Arbeit, sieben Tage die Woche, am besten 365 Tage im Jahr.“ Erfolgreich im Fahrsport „Fahrsport ist eine absolute Randsportart,“ sagt Reiner Wannenwetsch, der als 25-Jähriger eher durch Zufall mit dem Fahrsport in Kontakt kam.

Reiner Wannenwetsch war begeistert und begann mit regelmäßigem Training. Von Vater Erwin wurde Reiner Wannenwetsch mit dem Kauf von zwei Fahrpferden unterstützt, als dieser die Ernsthaftigkeit, den Eifer und das Talent des eigenen Sohnes für den besonderen Sport erkannte.

„Mir hat das Fahren von Beginn an richtigen Spaß gemacht und ich habe mich bemüht, den Sport von Grund auf zu lernen,“ gibt Wannenwetsch Einblick.

 

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten

 

Von Mitsportlern wird Reiner Wannenwetsch bald zur Teilnahme an Turnieren animiert. „Weil es mit dem Zweiergespann bei Turnieren so gut lief, stieg ich auf Vierergespann um.

Das ging noch besser. Erfolge stellten sich schnell ein: Württembergischer Meister, Teilnahme an Deutschen und internationalen Meisterschaften.

Wannenwetsch erinnert sich an ein Interview, das er in dieser Zeit mitbekam. Ein Kollege wurde gefragt, dass Fahrsportler bei dem Aufwand ja Millionär sein müssten, um den Sport ausüben zu können.

Die Antwort: „Mit einer Million machst du hier gar nichts!“ Wannenwetsch lacht. „Das ist ein wenig übertrieben, doch es zeigte, dass der Sport teuer ist. Das geht nur, wenn man ihm die absolute Priorität einräumt. „Man muss sich entscheiden, ob man das beruflich macht - wobei es nicht möglich ist, davon zu leben.

Das ist auch der Grund, weshalb wir nach ein paar intensiven Sportjahren nach 1982 mit dem Aktivensport wieder aufgehört haben, so schön es auch war.“

Als gelernter Bankkaufmann arbeitete Reiner Wannenwetsch im väterlichen Betrieb eines Brennstoffhandels, später in der Energieversorgung.

 

Kampfrichterleben

 

Der Fahrsport ließ den Pferdeliebhaber und Fahrsportler Wannenwetsch nicht einfach gehen. Überzeugungsarbeit leisteten die damaligen Landes- und Bundestrainer, Wannenwetsch solle dem Fahrsport erhalten bleiben, wenn er als Aktiver aufhöre:

„Geh´ins Richterlager!“ kam die Aufforderung. „Ich begann eine dreijährige Ausbildung zum Sportrichter,“ erinnert sich Reiner Wannenwetsch.

Wir beide haben in dieser Zeit nebenher viele Turniere besucht, die jeweiligen Turnier-Rechenstellen betreut, ich begleitete große Turniere als Ansager und kam als nationaler Richter auch ins internationale Lager.

„Bis 2020 war ich als internationaler Richter tätig,“ schildert Wannenwetsch. Anfangs war auch Ehefrau Karin öfters dabei - wenn sich Pferdesitter für zuhause fanden.

 „Als die Arbeit in den Rechnungsstellen wegfiel und ich alles schon mehrfach gesehen hatte, war ich beruhigter, mich zuhause um alles kümmern zu können,“ beschreibt Karin Wannenwetsch.

 

Tierschützende Entscheidungen

 

Bücherfüllendes hat Reiner Wannenwetsch in seiner Richterzeit rund um die Welt erlebt.

Er zeigt den Umgang mit der Gerte: „Im Fahrsport ersetzt das Gerten-Streichen den fehlenden Schenkeldruck und wird von den Tieren akzeptiert.“

Wannenwetsch ist dabei in ständigem Kontakt mit seinen Lippizanern. Auf Tierschutz legt er großen Wert. „Ich habe als Richter oft auch unpopuläre Entscheidungen getroffen,“ erinnert er sich.

Das waren dann immer Entscheidungen für das Pferd, wenn auch unpopulär. Einmal schickte ich in Spanien einen Lokalmatador nach Hause, der seine Pferde misshandelte.

Jahrelang danach durfte ich in Spanien nicht mehr richten.

 

Just for fun

 

Das Leben und die Arbeit mit Pferden kultivieren die berenteten Wannenwetschs heute

 „Just for fun!“ wie Reiner Wannenwetsch es nennt.

Während der Aktivenzeit bot die Familie auch ein kommerzielles Angebot mit Kutschfahrten, Schlittenfahrten im Winter und Hochzeitskutschen an, um dadurch den kostenintensiven Sport teilfinanzieren zu können.

Für viele Kunden im Umkreis von hundert Kilometern ein Traum.


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