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Warum Schildkröten zwar nicht schnell, aber schlau sind

Schildkröten haben ein erstaunliches Gedächtnis. Die Reptilien brauchen aber auch Anreize im Freigehege. Was man über die gepanzerten Tiere wissen sollte:
IMMER MIT DER RUHE: Schildkröten sind eher gemächlich unterwegs. Was aber ihre Gedächtnisleistung angeht, so sind sie die Elefanten unter den Reptilien, wie aktuelle Forschungsergebnisse zeigen. Foto: iStock/yoh4nn

IMMER MIT DER RUHE: Schildkröten sind eher gemächlich unterwegs. Was aber ihre Gedächtnisleistung angeht, so sind sie die Elefanten unter den Reptilien, wie aktuelle Forschungsergebnisse zeigen. Foto: iStock/yoh4nn

Als eine der ältesten lebenden Spezies faszinieren Schildkröten – meist Unterarten der Europäischen Landschildkröte (Testudo hermanni) – viele Tierfreunde. Was viele nicht wissen: Die Panzerträger haben ein beachtliches Gedächtnis und stark unterschätzte kognitive Fähigkeiten, wie Studien ergaben. „Daher sollte ihr naturnah angelegtes Freigehege neben Verstecken und Unterschlupf viele Anreize zum Erkunden bieten“, erklärt Dr. Stefan Hetz, Biologe und Fachreferent im Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF).

Schildkröten sind eher gemächlich unterwegs, lernen aber erstaunlich schnell. Was Ratten lernen können, machte auch Moses keine Probleme: Die Schildkröte fand im Labyrinth den Weg zum Futter, wie Dr. Anna Wilkinson beobachtete. Die Kognitionsforscherin der britischen University of Lincoln konnte in verschiedenen Studien zeigen, dass sich Moses und seine Artgenossen ähnlich geschickt orientieren wie Nagetiere.

Die Tiere konnten sich mehr als den Standort von Nahrung merken. Wilkinson trainierte Rotfußschildkröten darauf, bunte Blätter mit verschiedenen Geschmäckern zu verbinden. Später erinnerten sich die Tiere, welche Farbe mit welcher kulinarischen Vorliebe assoziiert war. „Unsere Studie zeigt, dass Schildkröten sich tatsächlich über einen Zeitraum von mindestens 18 Monaten erinnern können“, erklärte Wilkinson in der Zeitschrift „Biology Letters“.

Dass Schildkröten sozusagen die Elefanten unter den Reptilien sind, fanden Tamar Gutnick und Michael Kuba von der Universität in Jerusalem heraus. Ihre Riesenschildkröten Schurli und Mädi konnten sich sogar neun Jahre nach dem ersten Training noch an ihre Aufgabe erinnern.

Im Gehege zuhause sollten Halter die kognitiven Leistungen ihrer Reptilien zum Beispiel durch eine vielseitige Gestaltung aktivieren, die man ab und zu variiert. Wurzeln, Äste, Sträucher, Steine und ähnliches Material, das Tierhalter in der Natur finden können, machen das Gelände im Freien abwechslungsreich und sehr interessant für die Tiere.

Außerdem benötigen die Reptilien Bereiche, in denen sie klettern, graben oder auch baden können. „In einem einsturzsicheren Tunnel aus Gehwegplatten oder Korkrinde verstecken sie sich gerne“, ergänzt Dr. Stefan Hetz. Ein Platz zum Wärmen, wie eine besonnte Fläche oder in der Übergangszeit auch ein kleines Gewächshaus, ist für die wechselwarmen Tiere ebenfalls wichtig.

Landschildkröten fressen viele Rohfasern wie Kräuter, Heu und nur wenig Salat. Sie brauchen für die Kalziumversorgung eine Sepiaschale oder andere Kalziumquellen, auch frisches Trinkwasser sollte ebenfalls nie fehlen.

Essenziell ist eine längere Winterruhe etwa in einer Überwinterungsbox, am besten nach einer sorgfältigen tierärztlichen Untersuchung. Für die störungsfreie Beobachtung der Tiere vor und nach der Winterruhe eignet sich ein Terrarium. Dieses muss – trotz nur vorübergehender Unterbringung – mit einer geeigneten Beleuchtung und Wärmequelle, Einstreu und Versteckplätzen ausgestattet sein.

„Die meiste Zeit des Jahres, bei uns je nach Gegend von Anfang Mai bis Mitte Oktober, fühlen sich Schildkröten aber im Außengehege wohl“, erklärt Dr. Stefan Hetz. Eine dauerhafte Unterbringung im Terrarium außerhalb dieser Zeiten ist also nicht artgerecht - das sollte man vor dem Kauf bedenken.ZZF


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