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Die Wochenzeitung im Gespräch mit Steinheims Bürgermeister

Steinheims Bürgermeister Holger Weise spricht im Ortsgespräch mit der Wochenzeitung über Veranstaltungen, die im Herbst und Winter in der Gemeinde Steinheim stattfinden können, über anstehende Bauarbeiten und den aktuellen Stand der Digitalisierung an den Steinheimer Schulen.

Bild: Wochenzeitung

WZ: Herr Bürgermeister Weise, aktuell soll ein neuer Edeka am Steinheimer Ortseingangskreisel entstehen. Sind auf dem Areal weitere Märkte geplant?
 
Bürgermeister Holger Weise: Es hatten bei uns sehr viele Investoren für das neue Einkaufszentrum angefragt. Der Investor, dessen Konzept für uns am Überzeugendsten war, konnte uns auch am glaubhaftesten versichern, dass er zusätzlich die Realisierung eines Drogeriemarktes umsetzen kann. Denn in der Bevölkerung besteht der Wunsch, nach einem Drogeriemarkt. Das fehlt für die vollständige Nahversorgung in Steinheim, finde ich. Alle Drogerie-Ketten haben ihre Erweiterungen derzeit wegen Corona gestoppt. Ich bin aber überzeugt, dass auch in Steinheim ein Drogeriemarkt kommen wird, wenn die Drogerieketten sehen, dass der Einkaufsmarkt gut angenommen wird. Eine Drogerie, die Spielzeug und insbesondere Schreibwaren führt, wäre ideal für unsere Gemeinde.
 
WZ: Sie haben durch das Schulzentrum ja auch viele Schüler am Ort.
 
Bürgermeister Holger Weise: Wir haben derzeit über 600 Schüler*innen in Steinheim. Die Schule war auch in der Vergangenheit ein Investitionsschwerpunkt und wird es weiterhin sein. Allein für die Außenanlagen investieren wir jetzt fast eine Million, nachdem die Mensa gebaut und die Grundschule saniert wurde und auch gleich mit Hochwasserschutz. In den letzten Jahren war die Schule von Hochwasser betroffen, weil dort nichts versickert. Wir heben das Gelände an und leiten das Wasser um, das bisher unter der alten Grundschule durchgeleitet und dann hochgepumpt wird. Es gibt auch einen Schutz in Form einer kleinen Mauer, damit das Wasser nicht mehr in die Klassenräume gelangt. Ein weiterer Schulhof wird geschaffen, ein Multifunktionsschulhof mit Grünem Klassenzimmer. Die Vergabe ist nächste Woche (Gesprächszeitpunkt: 8. September) in der Gemeinderatssitzung mit dem Ziel, dass es bis im nächsten Frühjahr fertiggestellt sein soll. Im Moment wird kreisweit besonderes Augenmerk auf die Investition in Schulen gelegt. Das halte ich für sehr wichtig, zum einen, da es vergleichsweise mehr Kinder gibt als noch vor einigen Jahren. Zum anderen bedeutet das einen Standortvorteil durch die Investition in Bildung. In Söhnstetten ergab die Bürgerbefragung, dass Interesse an der Erweiterung der Grundschule zu einem Bildungszentrum mit Kindergarten, Schule und Betreuung besteht. Wir haben dort auch eine Außenstelle der Bücherei und die Verwaltungsstelle. Diesen "Dreiklang" aus Bildung, Betreuung und Verwaltung kann ich mir sehr gut vorstellen. Nach der Fertigstellung am Standort Steinheim werden wir die Planungen angehen. Im Bereich Bildung haben wir auch eine Kooperation mit der Volkshochschule Heidenheim und eine traditionsreiche Musikschule, die Älteste im Landkreis. Investitionen im Bereich der Kindergärten stehen auch an. In den nächsten Jahren werden wir auch die Ganztages- und Ferienbetreuung ausbauen.
 
WZ: Herr Weise, wie ist der aktuelle Stand der Digitalisierung an den Steinheimer Schulen?
 
Bürgermeister Holger Weise: Bei der Sanierung haben wir die Unterrichtsräume der Grundschule sehr gut ausgestattet mit Beamer und Netzwerkverkabelung, selbst in der Schulküche. Durch den Digitalpakt erhalten wir vom Bund großzügig Gelder. Wir erarbeiten derzeit ein Konzept mit dem Kreismedienzentrum und den Schulen. Das muss nachhaltig durchdacht sein und wird kein Schnellschuss. Jetzt geht es um die Beschaffung in Zusammenarbeit mit den Schulen. Wir werden künftig auch in Tablets investieren, die klassenweise auf Medienwägen zur Verfügung stehen. Ich denke, es wird eine Mischung aus klassischem und digitalem Unterricht geben. Es geht zum einen darum, dass im Fall eines nochmaligen Lockdowns Geräte zur Verfügung stehen. Zum anderen sollen Kinder den Umgang mit der gebräuchlichen Technik lernen. Was in Pandemiezeiten zum Einsatz kommt, kann man später auch nutzen bzw. wird die Zukunft der Digitalisierung sein. Corona hat sehr viele Nachteile gebracht. Der Vorwärtsschub in der Digitalisierung gehört sicher zu den positiven Auswirkungen der Pandemie.
 
WZ: Halten Sie es für notwendig, Lehrer im digitalen Bereich weiterzubilden?
 
Bürgermeister Holger Weise: Die Lehrerschaft ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Manche sind innovativ, technisch interessiert, manche eher zurückhaltend. Zum Beispiel einen Livestream einzurichten wurde bisher auch nicht so gebraucht, daher ist das nachvollziehbar. Bei denjenigen, die etwas reservierter an Digitales herangehen, wäre das eine gute Idee.
 
WZ: Welche Bauarbeiten infrastruktureller Art werden außer der Schulsanierung mit Außenanlagen in diesem und im kommenden Jahr unternommen?
 
Bürgermeister Holger Weise: Wir sind gerade an der Umsetzung von zwei neuen Baugebieten in Söhnstetten und in Steinheim. Bei beiden braucht es noch Gutachten. In der nächsten Gemeinderatssitzung geht es darum, ob wir ein Gewerbegebiet in Söhnstetten ausschreiben. Die Forderung kam von Bürgerseite und die Verwaltung hat sich entsprechend Gedanken gemacht. Wir sind darüber hinaus mit einigen Straßenbauarbeiten beschäftigt. Maßnahmen zum Hochwasserschutz befinden sich gerade im Gutachtenprozess und werden in den nächsten Jahren große Investitionen nach sich ziehen, ich schätze um die acht Millionen. Dann werden in Kürze die Arbeiten im Tannenweg beginnen. Momentan sind wir in der Gerstetter Straße in Söhnstetten. Dabei geht es auch um den Anschluss von Breitband. Der Sinnesgarten des DRK ist 2020 fertiggestellt worden, die Einweihung fand wegen Corona allerdings nur im kleinen Kreis statt. Ein sehr gemütlicher Garten mit interessanten Objekten, der dazu einlädt, abends draußen zu sitzen. Das neue Seniorenheim befindet sich jetzt nach längeren archäologischen Aktivitäten im Bau. Die Funde sind im Buch "Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2019" dokumentiert, das bei wbg Theiss erschienen ist. An der Wentalhalle baut die Bürgerstiftung einen Treffpunkt für Jugendliche. Unser Forstwirt Richard Maier hat den neuen Jugendtreff geplant und mit Jugendlichen der Offenen Jugendarbeit die Verschalung umgesetzt. Die Bepflanzung steht unsererseits noch an. Wir möchten Jugendlichen einen ansprechenden Treffpunkt bieten.
 
WZ: Steinheim hat im Bereich der Naherholung und Kultur vieles zu bieten. Gibt es zusätzliche Neuerungen, die Sie planen?
 
BM Holger Weise: Am Meteorkrater-Museum in Sontheim im Stubental sind wir an der Installation einer E-Bike Ladestation. Wir suchen derzeit einen geeigneten Wohnmobilstellplatz. Für das Geopark-Fest 2022 in Sontheim befinden wir uns in den Vorbereitungen. Mit der DHBW zusammen wollen wir im Museum weitere QR-Codes anbringen. Längere Texte müssen so nicht gelesen werden, sondern sind in einfacher Sprache zu hören, ebenso auf Englisch und Französisch. Auch der Geologische Lehrpfad soll mit QR-Codes versehen werden. Auch dabei hoffe ich auf eine Zusammenarbeit mit der Dualen Hochschule. Die Jugendlichen der Dualen Hochschule haben da tolle Ideen, das ist auch unsere Zielgruppe. Um noch ein paar weitere Punkte zu nennen: An der Wentalhalle ist ein neuer Mehrgenerationen-Fitnesspark in Planung. Mit Beach-Volleyballfeld, Beach-Handballfeld, mehreren Boulefeldern und einem großen Spielplatz mit Fitnessgeräten. Dafür erhalten wir eine LEADER-Förderung. Der Spielplatz in unserem Niederseilgarten im Wental wird sehr gut angenommen. Innerörtlich möchten wir weitere Möglichkeiten schaffen, dass man zum Beispiel beim Abendspaziergang ein Ziel hat und sich die Generationen begegnen können. Wir wollen es ermöglichen, auch draußen zu spielen - Beach-Handball liegt gerade im Trend: Die erste Mannschaft des TV Steinheim ist ja in die Verbandsliga aufgestiegen. Den 400 Jahre alten Zehntstadel würde ich als ältestes Gebäude in Steinheim in den nächsten Jahren gerne zur Kultur- und Begegnungsstätte ausbauen. Zum Beispiel mit einer Küche, in der sich die Senioren treffen können und im Dachgeschoss eine kulturelle Stätte für kleine Konzerte, Theater und Veranstaltungen. Zum Teil wird er vom Heimatverein als Museum genutzt. Hier hoffe ich auf die Unterstützung des Gemeinderates.
 
WZ: Welche Stärken besitzt die Gemeinde Steinheim für Privatpersonen und Gewerbetreibende?
 
Bürgermeister Holger Weise: Steinheim hat sehr innovative Vereine, die im Ehrenamt und auch in der Jugendarbeit sehr engagiert sind. Man ist offen für Neues, probiert etwas aus, kann auch mal einen alten Zopf abschneiden. Eine bedeutende Stärke der Gemeinde ist auch die gute Zusammenarbeit der etwa 60 Vereine. Die Filmmusiknacht - 1000 Karten sofort ausverkauft, Kunst trifft Handel oder Dorf-Art. Um zwei Beispiele zu nennen: Beim Klosterhoffest erhält der Heimatverein Unterstützung vom Musikverein und Turnverein, weil das Fest so populär geworden ist oder für das Museum im Klosterhof übernimmt die Gemeinde die Miete und der Heimatverein kümmert sich um das Innenleben mit Ausstellungen und geschichtlichen Aufarbeitungen. Zu unseren Stärken zählen auch die Landschaft und Natur: Es ist ein tolles Gefühl, wenn man am Kraterrand steht und nach unten sieht oder in Söhnstetten vom Dudelberg oder Gerstetter Berg über die tolle Landschaft sieht. Die Gemeinde Steinheim ist umgeben von über 400 Hektar Naturschutzgebiet. Natur wollen wir natürlich erhalten und nicht zerstören. Gewerbe-Entwicklung kann somit nur im behutsamen Maße stattfinden. Wir liegen auch auf der ungünstigen Seite Heidenheims zur A7. Für riesige Industrie haben wir nicht die Flächen, da muss man realistisch sein. Das machen wir im Kleinen. Doch ich denke, die Leute leben gerne hier - auch das spürt man und das ist ein Vorteil, wenn man sich in einer guten Gemeinschaft, Infrastruktur und einer attraktiven Ortsmitte wohlfühlt. Ärzteversorgung ist da, Naherholung nicht weit und es gibt einen modernen Bildungskomplex mit Mensa und Chill-Lounge. Wir haben eine engagierte Lehrerschaft, die Kinder und Jugendliche ansprechen. Die Hillerschule ist dieses Jahr Geopark-Schule geworden. Darauf sind wir stolz. Auch in unserem Museum haben wir einen Präparationsraum, was wir nun etwas mehr nutzen wollen, da die besondere Geologie unser Alleinstellungsmerkmal ist.
 
WZ: Welche Veranstaltungen können im Herbst und Winter in der Gemeinde Steinheim stattfinden?
 
Bürgermeister Holger Weise: Mit den Vereinen bin ich diesbezüglich gerade in Gesprächen, um zu schauen, was möglich ist. Im Landkreis haben wir uns entschieden, die Seniorenveranstaltungen abzusagen. Coronabedingt ist der mitmenschliche Kontakt leider sehr zum Erliegen gekommen. Denn um zu wissen, wo der Schuh drückt, ist für mich der Kontakt zu Bürgern sehr wichtig. Zum Beispiel können auch keine Sportlerehrungen stattfinden, bei denen man jedem die Hand zur Anerkennung schüttelt. Aus der Entfernung eine Ehrung zu vollziehen, ist schwierig. Adventskonzert, Candlelight-Konzert - die Besucher können zwar in 1,5 Meter Abstand gesetzt werden, aber auf der Bühne wird es wegen der Aerosole schwierig bei Musik- und Gesangvereinen. Bei zwei Metern Abstand reicht die Bühne nicht aus. Das Proben allein ist schon schwierig. Das trifft besonders auch den Gesangverein Eintracht Sontheim beim hundertjährigen Bestehen 2021. Wir suchen bereits jetzt nach Lösungen. Auch beim Handball im TV Steinheim nach dem Aufstieg in die Verbandsliga - alle wollen natürlich die Spiele sehen. Da die Besucheranzahl begrenzt werden muss, empfehle ich das das Losverfahren. Auch für Veranstaltungen im Frühjahr und im kommenden Jahr gibt es keine Sicherheit zur Durchführung, denn das Virus ist da. Wir werden damit noch zu tun haben, bis wirksame und ausreichend verfügbare Medikamente vorhanden sind. Wir müssen der Wissenschaft ein wenig Zeit geben.
 
WZ: Wie sieht das ideale Steinheim aus Ihrer Sicht in zehn Jahren aus?
 
BM Holger Weise: Das ideale Steinheim orientiert sich an den Bedürfnissen und Wünschen der Bürgerinnen und Bürgern. Die sind variabel und ändern sich mit der Zeit. Da muss man sich anpassen. Auch Corona hat die Bedürfnislage verändert. Da müssen wir im Bereich Schule in der Digitalisierung weitergehen. Auch in der Kinderbetreuung muss man jetzt mehr tun, um die Familien zu unterstützen. Breitbandausbau gehört dazu, den alle Gemeinden im Landkreis gewaltig vorantreiben. Natürlich stelle ich mir eine Kultur- und Begegnungsstätte im Zehntstadel vor. Um den zu erhalten müssen wir einiges investieren. Allgemein müssen wir sehr flexibel reagieren auf die Zeit. Nicht starr. Das Patentrezept der letzten Jahre muss für die nächsten zehn Jahre nicht mehr gelten.
 
WZ: Worüber freuen Sie sich im Rückblick auf Ihre bisherige Amtszeit besonders?
 
BM Holger Weise: (lächelt) Die ist ja noch nicht so lang… Besonders gefreut hat mich der einstimmige Gemeinderatsbeschluss zur Bewilligung der Gelder für den Bau des Vereinszentrums des TV Steinheim. Auch dass der Gemeinderat mitgegangen ist für den Mehrgenerationenspielplatz, dass wir den Zuschuss von LEADER bekommen. Der Jugendtreff freut mich. Und schön, dass wir in Söhnstetten und Steinheim nun bald Bauplätze anbieten können. An dieser Stelle noch ein Dank an die Verkäufer der Grundstücke.
 
WZ: Wie erholt und entspannt sich Steinheims Bürgermeister, Sie sind Vater von fünf Kindern…
 
Bürgermeister Holger Weise: Ich geh mit meiner Familie gerne wandern, hier und auch in den Alpen; oder ich mache gerne Holz. Als Waldbesitzer tränt einem allerdings im Moment das Auge. Man sieht, wie die Bäume wachsen und dann sterben. Ich habe 2020 mehrere tausend Bäume gepflanzt, doch viele schaffen es wegen der Trockenheit oder der Borkenkäfer nicht. Wir sammeln als Familie auch gerne Pilze - Steinpilze, Maronen, Champignons, Pfifferlinge findet man selten. Meine Kinder muss ich immer bremsen (lacht). Die erlaubte Sammel-Menge ist ja begrenzt, damit alle etwas bekommen. Bei der Waldarbeit helfen meine drei Großen mit. Zwei unserer Kinder spielen Fußball beim TV Steinheim und die ganze Familie macht Musik.
 
WZ: Herr Bürgermeister Weise, vielen Dank für das Gespräch.


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