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Nabu

Der erste Schnitt kann tödlich enden

Eine blühende Wildnis statt Monotonie hilft tierischen Wiesenbewohnern.

Bild: Adobestock/meteo021

Es geht wieder los: Früh morgens beendet lautstarkes Dröhnen und Brummen abrupt die Ruhe in so manchem baden-württembergischen Schlafzimmer.
Für tierische Garten- und Wiesenbewohner bedeutet das viel mehr als ein vorzeitiges Ende der Nachtruhe: Sie leben wieder gefährlich, wenn ab dem Frühjahr bis in den Spätherbst die grüne Pracht getrimmt wird.
Der Schneid- und Fuhrpark steht in Schuppen, Keller und Garage bereit zum Einsatz. Erbarmungslos rollen Rasenmäher und Mähroboter über Wiesen und Rasen.
Mit Freischneidern wird unter Hecken alles kurz und klein gemacht, was nicht schnell genug flüchten kann: Für Reptilien und Insekten kann bereits der erste Frühjahrsschnitt tödlich enden.
Auch einzelne Igel können schon aktiv sein und auf der Suche nach Nahrung durch ihr Revier streifen.
 
Der Nabu wirbt deshalb bei Gartenbesitzern für mehr Vorsicht und Rücksicht, mehr Handarbeit und weniger PS im Garten.
„Wer in einem naturnahen Garten unterwegs ist und die Pflanzen manuell mit Gartenschere und Sense stutzt, anstatt sie mit Freischneider oder Motorsense zu kürzen, kann selbst erleben, wie Blindschleichen durchs Gras schlängeln und sich Grashüpfer davonmachen“, sagt Artenschutzexpertin Felicitas Rechtenwald.
Mähroboter nicht nachts oder ohne Aufsicht laufen lassen Vollautomatische Mähroboter sind in einigen Gärten selbst nachts unterwegs.
Die Geräte sparen zwar Zeit, sorgen aber oft für grüne Ödnis ohne jede Blüte: Für Insekten sind solche Flächen grüne Wüsten. Laufen die Mähroboter nachts oder in der Dämmerung, sind besonders nachtaktive Tiere gefährdet.
„Mähroboter entziehen Kleinsäugern und Insekten jegliche Nahrungsgrundlage. Mit kleinen Tieren wie Spinnen, Jungigeln, Blindschleichen und Eidechsen machen sie kurzen Prozess und überrollen, verstümmeln und töten sie“, warnt Rechtenwald.
 
Ein Bericht der Stiftung Warentest warnte jüngst, keines der getesteten Geräte sei genügend auf spielende Kinder eingestellt: Die Roboter erkennen Kinderarme und -füße nicht als solche, sie sollten also nie unbeaufsichtigt eingesetzt werden.
Auch wer mit seinen Freischneidern oder Fadenmähern unbedacht unter Hecken saubermacht, kann dort schlafende Igel verletzen oder töten, warnt der Nabu.
 Mehr blühende Vielfalt statt geschorener Grünflächen Werden Grünflächen lediglich ein oder zwei Mal im Jahr gekürzt, siedeln sich von alleine standorttypische Wildblumen an.
Dazu zählen diverse Kleesorten, Löwenzahn, Wiesensalbei und Wiesenmargerite. Ihnen folgt eine Vielfalt an Tieren.
 „Wer ein bisschen mehr Wildnis wagt, Blüten stehen lässt und nur Fußwege im Garten häufiger mäht, wird mit einem kleinen Paradies und Besuchern belohnt: Es siedeln sich Raupen und Schmetterlinge, Grashüpfer, Wildbienen und Spinnentiere an“, sagt Rechtenwald.
Eine sonnige Kräuterspirale, ein Vogelnistkasten, eine Nisthilfe für Marienkäfer oder ein Staudenbeet lassen sich auch in die kleinsten Gärten integrieren.
Mit etwas Glück und Geduld beziehen die summenden und krabbelnden Gartenbewohner ihr neues Domizil und lassen sich dort beobachten – ungestört von gefährlichen Mährobotern und knatternden Rasenmähern.
 
Ausführliche Informationen zum naturnahen Gärten findet man unter www.nabu-bw.de/naturgarten.


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